Interview mit Ballbird-Maler Uwe Schürmann

Heute wagen wir einen Blick hinter die Kulissen. Katharina stellte Uwe Schürmann ein paar Fragen zu seinen lustigen Ballbird-Vögeln, zu Leipziger Lieblingsorten und was einen typischen Arbeitstag ausmacht? Los geht’s und viel Spaß beim Lesen!

Beschreibe in zwei Sätzen die Geschäftsidee, die sich hinter den Ballbirds verbirgt.
Die Ballbird-Idee lebt von den Geschichten der Kunden, die sie mir über den Beschenkten erzählen. Die Figuren der Ballbirds „spiegeln“ dann in einer Bildgeschichte alle Informationen um den Betreffenden wieder und er wird sich bereits  an äußeren Merkmalen wiedererkennen.

Welche Tipps hast Du für Leute, die nicht wissen, was sie zur Hochzeit des besten Freundes oder zum 50. Geburtstag der Schwiegermutter schenken sollen?
Ein Ballbird-Bild ist ein ganz persönliches  und lustiges Geschenk. Es zeigt, dass sich der Schenkende viel Mühe gemacht hat, etwas Individuelles und Bleibendes zu verschenken. Die beschenkten Menschen fühlen sich geachtet und beachtet. Das gefällt natürlich auch der Schwiegermutter.

Wie fing damals alles an?
Im Jahre 2004 hatte ich eine Ausstellung mit großen Gemälden im Möbelhaus Porta. Ich vertrieb mir die Zeit mit malen und machte wahrscheinlich den Eindruck, ich sei ein Teil vom „Kinderbespaßungs-Angebot“. 20 Kinder tummelten sich um meinen Zeichenblock und spielten mit mir das Spiel „Wir sagen Dir ein Tier und du malst das“. Vögel waren der Renner. Als ich die ersten Vögel vorstellte (die den heutigen Ballbirds sehr ähnlich waren) sollten diese auch etwas anstellen oder sich verkleiden. Das war die Geburtsstunde der Ballbirds. Die Eltern der Kinder waren meine ersten Kunden.

 

Postkarten für Bianka (3)

Was unterscheidet Dich von anderen (Leipziger) Künstlern?
Im Allgemeinen sind wir Künstler sehr introvertierte Menschen. Wir malen Bilder für uns und aus uns. Ein Verkauf unserer Werke ist bisweilen schmerzhaft aber zum „Überleben“ unerlässlich. Meiner Person als Künstler wird nachgesagt, dass ich sehr unkompliziert handle und für alles offen bin. Das gilt insbesondere für schnelle Ausstellungskonzeptionen meiner Werke. Das kann bei anderen Künstlerinnen und Künstlern schon mal zu Nervenzusammenbrüchen oder Suizidgefährdung führen. Der Umstand, das Kunden Ballbird-Bilder bestellen und meine Kreativität herausfordern kränkt meine „Künstler-Ehre“ in keinster Weise. Die strahlenden Augen und die Freude, die meine Bilder hervorrufen, sind ein tolles Geschenk. Ich liebe es!

Dein liebster Ort in Leipzig?
Den gibt es nicht. Ich liebe Leipzig als Gesamtkunstwerk. Es ist meine Heimatstadt mit Ecken und Kanten, reichlich Baustellen und reichlich Grün. In den Jahren 1987-1989 war ich auch bei den friedlichen Revolutzern in der Nikolaigemeinde, das Ergebnis kann sich sehen lassen. Ich mag diese Stadt!

Wie sieht ein typischer Arbeitstag bei Dir aus?
Anders als bei Künstlern angenommen beginne ich meine Arbeit weit vor 10 Uhr. Allerdings entspreche ich dem Klischee beim Schluss des Arbeitstages, der meistens erst gegen 20 Uhr endet. Mein Arbeitstag ist jeden Tag individuell zur Auftragslage zugeschnitten. Er ist kombiniert mit Fotoaufträgen bei Internetanbietern, die schön fotografierte Taschen und italienische Delikatessesen im Internet in Onlineshops anbieten. Es gibt aber auch „reine“ Ateliertage, an denen ich nur kleine und große Bilder male, Bilderahmen beize und Ballbird-Bilder verpacke.

Künstler sind ja bekanntlich die glücklicheren Menschen und Du bist ja meist im Atelier anzutreffen. Was liebst du ganz besonders an Deinem Job?
Diese Feststellung kann ich so nicht ganz bestätigen. Es ist wie vieles nur ein Klischee. Du findest bei Künstlern auch jede Menge unglückliche und depressive Menschen. Nicht jeder schneidet sich gleich ein Ohr ab, doch die Existenznöte sind in diesem Bereich nicht zu unterschätzen. Ich freue mich, dass ich neben dem elitären Kunstbetrieb, der viele gute Künstler keines Blickes würdigt, eine schöne Möglichkeit gefunden habe, um ein schönes Leben zu leben. Das schönste an meinem Job ist die freie Arbeit und das tolle Gefühl vielen Menschen Freude zu bereiten.

Diako_Ausstellung 2015_Uwe Schürmann_Leipzig (35)

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Du bist ja auch Fotograf, wie verbindest Du das Malen der Ballbird-Bildgeschenke und das Fotografieren?
Das ist Tagesgeschäft und ich bin ein guter Koordinator. Es gibt aber noch freie Ressourcen, die ich gern mit Ballbirds füllen möchte. Klingt etwas komisch, aber liegt mir am Herzen.

Welche Pläne oder neue Projektideen schweben Dir für die Zukunft vor?
Ein großes Projekt für die nächste Zeit ist die bundesweite Verbreitung der Ballbird-Idee. Das ist viel schwieriger als gedacht! Meine Kunden helfen fleißig durch Mund zu Mund Propaganda. Die ersten Ballbirds haben sich weltweit bereits etabliert. Doch ist die Idee zu speziell, um durch die „üblichen“ Werbemöglichkeiten ein überregionales  neues Publikum anzusprechen. Haben Sie Vorschläge? Ich würde mich freuen!